Stimmungsvoller, entspannter und undogmatischer kann Avantgarde nach dem Ende der Avantgarden nicht klingen: Das Schlagzeug von Julian Dillier und der Bass von Ralf Sonderegger skizzieren sparsame Rhythmusraster, das Saxophon von Christoph Erb flattert leichtf??ig dar?ber hin und f?chelt ihnen Luft zu. In die zerfaserten Klangtexturen spinnt der Goldton von Markus Stalders Gitarre emotionale B?gen, bevor die Trompete von Peter Sch?rli die Stimmung punktuell zum Gl?hen bringt.
Melodi?ses Duettieren
Erb_gut, der Name der jungen einst von Absolventen der Jazz-Schule Luzern gebildeten Formation, erweist sich dabei im doppelten Sinn als Programm. Zum einen ist er ein Bekenntnis zu modernen Jazz-Traditionen, zu Jazz-Rock und Free-Funk und modernem Kammerjazz, die die Gruppe nahtlos in ihr Spiel einflie?en l?sst. Zum anderen steht das Zusammenspiel der jungen Musiker mit dem bestandenen Gasttrompeter daf?r, wie solche Traditionen „vererbt“ werden.
Das Spiel mit aufgel?sten Texturen, mit dem das Er?ffnungsst?ck ihrer Cd beginnt, ist denn auch nicht charakteristisch f?r die ganze Platte. Zwar wird das Spiel bisweilen aufgeraut („Radius“) von nerv?sen Grooves angetrieben („Hektik“) und kantig verzahnt („Oak“). Aber immer wieder finden die f?nf Musiker dabei zu einem melodi?sen Musizieren, das auch vertr?umtes Innehalten zul?sst und dessen „lyrische Seele“ Sch?rlis Trompetenton ist. Das wirkt zwar auch mal allzu geruhsam. Aber es schafft Raum f?r ein kammermusikalisches Duettieren in wechselnden Kombinationen zwischen Trompete, Saxofon und Gitarre. Dieser lebt von subtilen Rhythmen wie von harmonischen Farben und erweist gerade in der stilistischen Wendigkeit seine Aktualit?t.