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Musik. Ungekünstelt. Direkt.
Malcolm Braff Trio
Malcolm Braff: Piano
Yaya Ouattara: Perkussion
Alex Blake: Bass
Malcolm Braff Trio
Donnerstag, 15.05.2008 um 20:30

Im Gleichklang mit den Daseinsrhythmen

Über die Grenzen der technischen Reproduzierbarkeit des Jazz, dieser der Jagd nach dem erfüllten Augenblick verpflichteten Musik, da wurde bereits viel philosophiert und spekuliert. Es gibt Künstler, bei denen sich diese Grenzen besonders deutlich offenbaren: die Meister der Ekstase, der Entfesselung und der Entgrenzung. Der Pianist Malcolm Braff aus Vevey zählt zu ihnen. Das bevorzugte Revier von Braff ist die Bühne. Seine Auftritte gleichen denn auch einem Drama in vier Akten: im ersten Akt geht es darum, die Herzen des Publikums zu erobern - dies ist meistens im Handumdrehen vollbracht. Der zweite Akt besteht darin, die Begeisterung schrittweise in ungeahnte Dimensionen zu steigern. Der dritte Akt bringt die Verknüpfung von Ekstase und Katharsis. Vierter Akt: Die Ruhe nach dem Sturm. Als Zuhörer wird man überwältigt, aufgewühlt und durchgeschüttelt. Atmen im Gleichklang mit den Daseinsrhythmen.

Nach zwei Alben mit dem imposanten «Mini-Orchester» BraffOesterRohrer (u.a. «Maximal Music» auf Unit Records) präsentiert der Pianist sein eigenes Trio, zu dem der aus Burkina Faso stammende Djembe-Meister Yaya Ouattara, der bereits in Braffs COMBO mitwirkte, sowie der amerikanische Kontrabassist Alex Blake gehören. Was alle drei Musiker auszeichnet, ist die Fähigkeit, die Grenzen ihrer Instrumente zu transzendieren - so wird z.B. Blakes Bass in einigen Passagen zu einer archaischen Trommel und Braffs Klavier mutiert zu einem hymnischen Chor. Das Musikmachen bezeichnet Braff als «privilegiertes Mittel, die Einheit mit der Welt zu spüren, im Moment aufzugehen».

Bei aller urwüchsigen Energie und draufgängerischen Dringlichkeit, die in ihr steckt, ist Braffs Musik mitnichten ein Naturwunder, hinter ihr steckt vielmehr ein von ana­lytischer Neugier geprägter Forschungsdrang - in diesem Zusammenhang ist es sicherlich nicht falsch, eine Parallelle zu John Coltrane zu ziehen, der ja auf ein­drückliche Weise zeigte, dass Ekstatik und Systematik durchaus zwei Seiten der­selben Medaille sein können. Während Coltrane vornehmlich auf dem Gebiet der Harmonik forschte, gilt Braffs Hauptinteresse dem Rhythmus. Nun könnte man ver­muten, dass dieses Interesse darauf zurückzuführen ist, dass der 1970 in Brasilien geborene Braff einen grossen Teil seiner Kindheit (1973 bis 1982) in Afrika (Kap­verden und Senegal) verbrachte. Braff winkt ab: «Ich kenne die afrikanische Musik nicht, sie ist meines Erachtens sowieso nur Initiierten zugänglich. Ich kann nur sagen, dass sie mich auf Ideen bringt. Punkt! Meine Ideen basieren auf vielen in­direkten Einflüssen. Ich will kein Prediger sein, der eine Tradition weitergibt, denn ich verfüge gar nicht über eine in sich geschlossene Tradition. Was ich dagegen weiter­geben möchte, ist eine Einstellung, die der Recherche und dem Experiment viel Platz einräumt.»

Dieses Trio hat die musikalische Explosivkraft einer Atombombe…und Braff erweist sich als titanische Wiedergeburt von Sun Ra…»

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